Indienststellung und Schiffstaufe des WattnExpress

Indienststellung und Schiffstaufe des WattnExpress

Bei eisigem Westwind und schneebedeckter Insel wohnten am vergangenen Samstag circa 150 Gäste am Hafen Spiekeroog der feierlichen Schiffstaufe des WattnExpress bei. Der Höhepunkt der Indienststellung war der Besuch von Taufpatin Siemtje Möller, Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin im Verteidigungsministerium. Wie auch schon ihre Vorredner wies sie auf die veränderten Bedarfe der Gäste und Insulaner hin. „Heute reicht es nicht mehr, dem Takt der Gezeiten folgend die Fahrzeiten anzubieten. Man möchte Flexibilität und mehr Möglichkeiten, um Termine an Land wahrzunehmen“ und „nichts ist im Wattenmeer so beständig wie der Wandel“. Ihr gebührte dann die Ehre den Wasserbus auf seinen Namen „WattnExpress“ zu taufen, dabei wünschte sie dem Schiff und seiner Besatzung allzeit gute Fahrt und stets eine Hand breit Wasser unter dem Kiel.

Im Nachgang an die Schiffstaufe stand die Crew neugieren Besuchern und geladenen Gästen beim „Open Ship“ Rede und Antwort und so konnte das neue Schiff von allen in Ruhe in Augenschein genommen werden. Bei Punsch, Glühwein und warmen Suppen konnten die Gäste sich wieder aufwärmen und dieses gelungene Projekt Revue passieren lassen.

Weiterer Meilenstein in Zeiten einer sich wandelnden Mobilität

Nicht nur, dass seit etlichen Jahren nun wieder ein neues Schiff die Flotte der NSB (Nordseebad Spiekeroog GmbH) verstärkt, auch die Bauweise mit einem Tiefgang von lediglich 70 Zentimetern – im beladenen Zustand – stellt eine echte Neuerung in der tideabhängigen Inselschifffahrt dar. Der Wassertaxibetrieb durch die Inselreederei ist keinesfalls eine Idee, die erst mit dem Bau des WattnExpress aufkam. Schon vor über 20 Jahren gingen Bestrebungen in diese Richtung, auch die ein oder andere Erfahrung wurde bereits gemacht. Die schlussendliche strategische Ausrichtung, neben den Fähren ein kleineres, schnelleres und vor allem nahezu tideunabhängige Schiff in den Dienst zu stellen, ist ein Ergebnis von visionärem Handeln und einer gewissen Hartnäckigkeit, sich als Nordseebad Spiekeroog GmbH diesem Segment zu stellen.

„Nachdem die Anzahl der kleinen Wassertaxis zu den Ostfriesischen Inseln in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen ist, folgt nun die nächste Phase der sich wandelnden Mobilität. Der Bau gleich mehrerer Schiffe mit einer Kapazität von rund 50 Fahrgästen und eines sehr geringen Tiefgangs. Die ersten dieser Schiffe sollen bereits im kommenden Jahr in den Dienst gestellt werden“, meint Ohmes mit Blick auf die Nachbarn. „Da traf es sich gut, dass wir uns im Frühjahr 2021 mit dem Vorstand der Reederei AG Ems, Dr. Bernhard Brons, im Fährhaus Neuharlingersiel zusammengekommen sind, um über kleinere Schiffseinheiten mit niedrigem Tiefgang zu sprechen.“ So ging die NSB erstmals eine derart enge Kooperation mit einer anderen Inselreederei ein. Zur Konstruktion und Bau des Schiffes wurde die „WattnExpress Besitz Gesellschaft“ mit jeweils hälftiger Beteiligung zwischen NSB und der „EMS Maritime Offshore GmbH“ (EMO) einer Tochtergesellschaft der AG Ems gegründet. Auch Dr. Bernhard Brons, Vorstand AG EMS und Marcel Diekmann, Geschäftsführer EMO haben es sich nicht nehmen lassen, einige feierliche Worte zur Schiffstaufe des WattnExpress beizutragen. Beide betonten die stets partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Geschäftsführer der Nordseebad Spiekeroog GmbH, Ansgar Ohmes und den beiden Bereichsleitern Janka Badberg (Schifffahrt) und Jörg Dierlich (Prokurist und Kaufmännische Dienste).

„Verantwortlich für die technische Konstruktion zeichnete ein in Großbritannien ansässiges Konstruktionsbüro und für den Bau die in Indonesien ansässige Penguin-Werft, die über hervorragende Referenzen im Aluminium-Schiffsbau verfügt. Vor genau einem Jahr, am 16. Dezember 2021, fand die feierliche Kiellegung in Indonesien statt, an der wir per Videokonferenz teilnahmen. Ausgestattet ist der Express mit modernsten Jetantrieben sowie umfangreicher Sicherheitstechnik“, so Ohmes in seiner Rede.

Auch auf das Thema Nachhaltigkeit, welches der Insel Spiekeroog, gelegen in Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, seit jeher ein großes Anliegen ist und stets in allen strategischen Entscheidungen eine maßgebende Rolle darstellt, wurde in den feierlichen Ansprachen nochmals hingewiesen. Die Leichtbaukonstruktion auf Grundlage eines optimierten Rumpfdesigns, moderneAntriebstechnik und Dieselmotoren der neusten Generation, eine integrierte Abgasnachbehandlung der WattnExpress mit deutlicher Reduzierung der Stickoxide, einen optimierten Schiffseinsatz: Durch kleinere Schiffe zu Tiderandzeiten, in denen die großen Schiffe nicht ausgelastet sind, erfolgt der Transfer dann emissionsärmer und effektiver und in die hoffentlich nahe Zukunft gedacht: Das Design des WattnExpress ist auch für die Betrieb mit elektrischen Motoren ausgelegt, sobald die Entwicklung leichterer Batterietechnologie dies dann erlaubt.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Jochen Bellstedt wies in seiner Ansprache auf die vielen Diskussionen, Verwerfungen und Beratungen im Gemeinderat hin, die aber schlussendlich zu diesem lohnenden Ergebnis geführt haben. „Nur wenn wir uns in dem touristischen Marktumfeld mit den sich verändernden Rahmenbedingungen deutlich positionieren, anpassen und innovativ für die Zukunft ausrichten, bleiben wir als Tourismusstandort im Kreise der wichtigen Player an der Nordseeküste. Mit dem flexiblen Schiffsverkehr und somit dem WattnExpress haben wir hier eine ganz wichtige Voraussetzung geschaffen, von der insulare Arbeitgeber, Insulaner, Gäste und Pendler profitieren werden.“ Zu guter Letzt appelliert er an alle möglichen Kritiker: „Wenn es mal in der Startphase hier und da nicht so recht laufen sollte, sollten wir es norddeutsch gelassen nehmen: dat löppt sück all torecht“

Fakten zum Schiff:

  • 20,37 Meter lang
  • 5,4 Meter breit
  • 0,7m Tiefgang bei voller Beladung
  • Aluminium-Bauweise
  • 2 Volvo-Antriebsmotoren mit zusammen 626 kW
  • 2 Hamilton Jetantriebe

Emden/Spiekeroog, 17.12.2022